Die Gründung
Nach einer alten Aufzeichnung wurde bei der Vorbesprechung am 9. Juni 1869, abends gegen 6 Uhr, in der Wirtschaft und Brauerei von Brockerhoff heute Erben Hundgeburt – unser Verein ins Leben gerufen. Die Gründungsversammlung folgte am 4. Juli 1869.

Großenbaum 1910
Unter dem Namen “Verein vaterländischer Krieger“ wurden der königlich preußischen Regierung die Vereinsstatuten zur Genehmigung vorgelegt und von dort am 16. Dezember 1869 bestätigt.
Die Parole: ”Mit Gott für König und Vaterland“ gab dem Verein seine patriotische Richtung. Aus dem Geist jener Jahre ist es zu verstehen, daß nur der Mitglied werden konnte, der an den Feldzügen von 1813/15 und 1864/66 aktiv teilgenommen hatte, oder in der Folgezeit Soldat gewesen war. Das Stiftungsfest wurde alljährlich gefeiert zur Erinnerung an die ruhmreichen Kämpfe der preußischen Armee.
Der erste Präsident war Kamerad Peter Brockerhoff. Ihm folgte Kamerad Peter Schäfer. Er wurde zu Beginn des deutsch/französischen Krieges 1870 eingezogen und ist in den ersten Kämpfen gefallen.
Von 1869 bis 1969 haben 12 Präsidenten bzw. Vorsitzende die Kameradschaft geführt, deren Namen an anderer Stelle aufgeführt sind.
Als am 18. Januar 1871 zu Versailles das Deutsche Reich gegründet und Wilhelm 1. Deutscher Kaiser wurde, begann auch für den Verein eine neue Zeit. Trotzdem der Krieg für uns siegreich beendet war, setzte eine große Erwerbslosigkeit ein, die auch nicht spurlos am Vereinsleben vorüberging. Nachdem sich die Wirtschaftslage normalisierte, wurde beschlossen, das Stiftungsfest auf den 2. Sonntag im Juli zu legen. Die Dorfkirmes war bis dahin am 1. Sonntag im Juli gehalten worden.
Der Vorsitzende Peter Braun hatte im Einverständnis mit Behörde und Bürgerschaft einen Antrag eingereicht mit dem Ersuchen diese beiden Feste zusammenzulegen. Seit dieser Zeit besteht die allgemeine Großenbaumer Kirmes. Hierdurch wurde der Verein auch nach außenhin bekannt.
Die Aufmärsche und Paraden waren ein militärisches Schauspiel, die in jedem Jahr eine große Anzahl von Zuschauern aus nah und fern anlockte. Nicht weniger aber auch die eigentliche Kirmes, die noch auf echt bäuerliche Art im Zelt gefeiert wurde.
Unter dem Vorsitz des Kameraden Wilhelm von der Heyden, setzte in den späteren Jahren eine große Mitgliederwerbung ein. Sie umfaßte die Orte Buchholz, Huckingen, Serm, Mündelheim, Rahm, Angermund und Lintorf. Die damals geworbenen Mitglieder zählten noch in den zwanziger Jahren zum Verein.
Die erste Fahne öffentlich zu zeigen, ist in den siebziger Jahren durch Regierungserlaß verboten worden. Leider schreibt der Chronist nicht, aus welchem Grunde. Daraufhin schafften sie eine Behelfsfahne aus bedrucktem Stoff an.
Reges Leben, aber auch eine straffe Disziplin herrschte in ihren Reihen. Die Versammlungen, damals noch Appelle genannt, wurde am 1.Sonntag des Monats gehalten, den wir traditionsgemäß bis auf den heutigen Tag beibehalten haben. Teilnahme an den Appellen war ausnamslos Pflicht.
Wie weiter aus der Niederschrift hervorgeht, ist der Verein in 2 Kompanien eingeteilt. Als “Uniform“ wurden grüne Husaren Mützen mit rotem Band und weißer Paspelierung und in der schwarz weißen Kokarde das Landwehrkreuz getragen, die Offiziere trugen dazu noch Gehrock, weiße Hose, Schulterstücke und Degen.
Antreten zum Stiftungsfest und allen nationalen Feiertagen war Pflicht. Bei Leichenbegängnissen, die mit militärischen Ehren vollzogen wurden, hatte jeweils eine Kompagnie vollzählig teilzunehmen. Wer verhindert war, mußte aus der anderen Kompanie Ersatz stellen, andernfalls wurde er mit einer Geldbuße belegt. In sozialer Hinsicht leistete der Verein damals schon wesentliches. Es bestand eine eigene Krankenunterstützungskasse, die sie „Lade“ nannten. Nach einjähriger Mitgliedschaft standen dem Erkrankten, nach Vorlage eines ärzlichen Attestes, wöchentlich „1.Thaler“ aus der Kasse zu. Nach Ablauf eines halben Jahres noch 15 Sgr. (Silbergroschen).
Bei Krankheit durch eigenes Verschulden bestand kein Anspruch. Wenn hierdurch der Tod eintrat, hatten auch die Angehörigen keinen Anspruch auf die „10 Thaler“ Beerdigungskosten. Zur Deckung der Kosten hatte jedes Mitglied 2 1/2 Sgr. an die Kasse zu zahlen. Wer länger als ein halbes Jahr damit im Rückstand blieb, wurde aus der „Stammrolle“ des Vereins gestrichen. Ferner wurden Kinder bedürftiger Mitglieder bei besonderen Anlässen vollständig eingekleidet.
Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Es bestand eigens ein Festkomitee, daß Ausflüge organisierte, Preiskegeln ausrichtete und die Stiftungsfeste vorbereitete. Da Weihnachtsbäume in den Familien noch nicht üblich waren, wurde ein solcher Baum im Vereinslokal „ausgestellt“. Eine Verlosung fand statt. Die Bescherung der Kinder folgte, und am Drei Königstage durften sie den Baum plündern. Leider ist nicht berichtet, wann diese schöne Sitte zu Ende ging.
Im Jahre 1877 nahm der Verein an der Kaiserparade in Düsseldorf teil. Eine Feuerwehr aus den Reihen der Mitglieder, in Stärke von 2o Mann, wurde 1879 gegründet und wird dem Verein als 3. Kompagnie angeschlossen. So vergingen die Jahre im gleichmäßigen Rhythmus. Erwähnt werden die Beteiligungen an Provinzial u. Kreisverbandsfesten, sowie der Besuch der inzwischen gegründeten Vereine.
Eine neue Fahne erhielt der Verein im Jahre 1906, die wir als Erinnerungsstück noch aufbewahren.
Im Verlaufe der nächsten Jahre zogen sich dunkle Wolken am politischen Horizont zusammen. Am 1. August 1914 begann der erste Weltkrieg. Alle wehrfähigen Mitglieder wurden eingezogen. Wir paßten uns dem Ernst der Lage an. Die Vereinstätigkeit ruhte fast ganz, 9 Kameraden starben den Heldentod für Volk und Vaterland. Im Laufe der langen Kriegsjahre machte sich nach und nach eine gewisse Kriegsmüdigkeit bemerkbar, die am 9. November 1918 zum Ausbruch der Revolution führte. Das Kaiserreich brach zusammen und alles was wir in den 5o Jahren aufgebaut und erreicht hatten, schien verloren. Zweidrittel der Mitglieder traten aus. Der Rest mußte sich um einen neuen Vorsitzenden bemühen, da Heinrich Braun inzwischen verstorben war. Nach längerer Bedenkzeit übernahm Kamerad Hubert Müller den Vorsitz. Er hat den Verein vor der Auflösung bewahrt. Im Vertrauen auf seine Mitglieder ging er 1919/2o ans Werk.
Das Rheinland war inzwischen besetzt. Die Zeit der Verbote und Einschränkungen kam. Wir konnten nur noch unter dem Namen „Vaterländischer Verein“ weiter bestehen. Während dieser Zeit durften Vereinsmützen und Waffen nicht getragen werden und so marschierte der ganze Verein bei allen Aufzügen mit Zylinder. Nur der Spielmannszug konnte in seiner grünen Uniform mitmarschieren. Die Blasmusik empfing uns am Festlokal. Die Gewehre waren beschlagnahmt und sind nicht mehr zurückgegeben worden. Bei einem Stiftungsfest wurde des montags plötzlich der Belagerungszustand verhängt. Wir verlängerten den Frühschoppen bis 18 Uhr und beendeten damit das Fest. Als die Besatzungstruppen 1925 abziehen, wird der Verein wieder unter dem alten Namen in das Vereinsregister eingetragen. Wir kauften ein Waldgrundstück um darauf einen Schießstand anzulegen. Dieses Vorhaben mußte jedoch auf Einspruch der gräflichen Verwaltung unterbleiben. Einige Jahre hielten wir noch Waldfeste ab. Später wurde das Grundstück wieder verkauft.
Zum Stiftungsfest am 13. Juli 1930 erhielt der Verein seine 4. Fahne, die wir heute noch tragen. Die Fahnenweihe fand statt auf dem Sportplatz, Am Glockenturm, in Anwesenheit aller örtl. Vereine, sowie Delegierte des Kyffhäuser Bundes.
Die Weltwirtschaftskrise beginnt sich abzuzeichnen. Die einsetzende Erwerbslosigkeit kommt dem Nationalsozialismus zugute. Als am 30. Januar 1933 die NSDAP die Regierungsgewalt übernimmt, folgt bald darauf die Gleichschaltung aller Vereine in ihrem Sinne. Der Vorsitzende wird Kameradschaftsführer. Er bestimmte seine Mitarbeiter. Eine Wahl wie sie nach den Satzungen üblich war, ist nicht gestattet. Ferner wird das ganze Vereinsleben in Zukunft von der NS Führung angeordnet. Fortan mußten blaue Mützen getragen werden, dazu Hakenkreuz u. Kyffhäuser Armbinden.
Der Kyffhäuserbund und damit auch unser Verein wird in die SA-Reserve II übergeführt. Schießübungen fanden in Mülheim, am Blötterweg statt.
Anfang September 1939 beginnt der 2.Weltkrieg. Er brachte viel leid über Familien, Heimat und Vaterland. Am Ende des blutigen Ringens stand der totale Zusammenbruch des Deutschen Reiches und damit auch das Ende der nationalsozialistischen Regierung.
Von unseren Kameraden ruhen drei in fremder Erde. Zwei starben an ihrer Verwundung in der Heimat.
Durch die Auflösung des Kyffhäuserbundes, der Kontrollrat in Berlin hatte jede Tätigkeit verboten, ruhte unser Verein von 1945 bis 1951. Nach Lockerung der Bestimmungen, fanden sich bald wieder Mitglieder, die das Vereinsleben aktiv gestalten wollten. Am 4. November 1951 fand die erste Versammlung im Vereinslokal von Hundgeburt statt. Kamerad Sebastian Roßkothen übernahm trotz seines hohen Alters den Vorsitz. Die neuen Satzungen sind der heutigen Zeit angepaßt, sodaß jeder auch der nicht Soldat war, Mitglied werden kann. Dem gemäß änderten wir den Namen in „Kameradschaftliche Vereinigung” Großenbaum, gegr. 1869. Von den alten Mitgliedern hielten 67 dem Verein die Treue.
Das Stiftungsfest im Juli 1952 feierten wir noch in ganz bescheidenem Rahmen. An Umzüge war noch nicht zu denken. Mit einem Platzkonzert und dem Abspielen des „Großen Zapfenstreiches“ war die äußere Feier beendet. Anfang 1953 wurde Kamerad Adolf Görtz 1.Vorsitzender. Er hat 12 Jahre die Kameradschaft in vorbildlicherweise geführt. Die folgenden Jahre brachten uns immer mehr Mitglieder. Wir traten nach außen in Erscheinung und stehen heute in einer Stärke, die nie zuvor erreicht worden ist. Kameradschaftsabende und sonstige Veranstaltungen folgten.
Ab 1955 nahmen wir die jährlichen Ausflüge mit dem Bus in unser Programm wieder auf.
Unsere erste Fahrt war zum Soldatenfriedhof im Hürtgenwald. An den Volkstrauertagen gedachten wir der gefallenen Soldaten. Hatten wir von 1869 bis 1959 bei Hundgeburt unser Vereinslokal, so mußten wir uns der veränderten Lage anpassen und nahmen im gleichen Jahr als neue Tagungsstätte das Lokal “Zum Hubertus”. Das Stiftungsfest 1957 feierten wir schon in oben erwähnter Gaststätte und weiterhin auch alle anderen Veranstaltungen. Durch den Umbau des Saales in eine Diskothek waren wir gezwungen, ab 1968 das Fest im Zelt an der Großenbaumer Allee abzuhalten.
Am 26. Januar 2013 wurde der Verein Kameradschaftliche Vereinigung Duisburg-Großenbaum/Rahm von 1869 (e.V.) im Rahmen einer Gründungsversammlung mit dem Ziel der Eintragung in das Vereinsregister gegründet.